An diesem Wochenende im Mai 2020 würde in Japan die Shizuoka Hobby Show stattfinden, welche dieses Jahr auch dem Corona Virus zum Opfer gefallen ist.
Ich nehme diese Umstände zum Anlass, von unserer Teilnahme an der Messe und von unserer Japanreise im Jahr 2019 zu berichten.
Die Idee zur Teilnahme an der Messe kam uns beim ersten Besuch in Shizuoka im Jahre 2015.
Als wir 2017 wieder nach Japan reisten, nahmen wir die Gelegenheit war und informierten uns in der Tamiya Zentrale, wie man an der Messe teilnehmen kann.
Wider erwarten wurden wir dort so nett umsorgt, dass unsere Teilnahme durch die Mitarbeiter ermöglicht wurde.
Also gingen wir für 2019 in die Planung und am Ende belief sich unsere Reisegruppe auf fünf MBT Mitglieder und zwei Mitglieder vom befreundeten Model Hobby Club de Sud aus Luxemburg.
Einen großen Platz der Planungen nahm der Transport der Modelle ein.
Kurzerhand wurden die sogenannten Bordcases in Transportbehälter für unsere Modelle umgewandelt. So konnten wir immer noch genügend Modelle für eine Ausstellungsfläche von 3 Metern im Handgepäck mitnehmen.
Im Rückblick war es die richtige Entscheidung, da unsere Modelle so gut wie keine Blessuren erlitten.
In Japan angekommen, starteten wir nach der ersten Nacht in Tokio unsere erste Exkursion nach Yokosuka im Süden von Tokyo.
Dort ist ein Teil der japanischen Navy stationiert und in der Nachbarschaft auch ein Stützpunkt der amerikanischen Navy. Zu besichtigen gab es ein altes japanisches Schlachtschiff namens Mikasa.
Nach diesem interessanten Ausflug sind wir; wieder in Tokyo Stadt angekommen; zufällig in die ersten Modellbaugeschäfte gestolpert. Und schon begann der Kaufrausch.
Nach zwei Tagen in Tokio starteten wir im Shinkansen Schnellzug nach Shizuoka durch, um uns dort auf die Messe vorzubereiten.
Für uns Aussteller begann die Messe am Freitagabend gegen 22 Uhr mit dem Aufbau unseres Standes. Die Messe war; wie in Japan üblich; mit japanischer Höflichkeit und bis ins kleinste Detail organisiert. So hatten wir keinerlei Probleme mit der Zuteilung unserer Tische und dem Aufbau unserer Modelle.
Pünktlich am Samstagmorgen wurde die Messe eröffnet und mehrere Tausend Besucher strömten in gesitteter und stoischer Ruhe in die Messehallen. Am Ende der Messe waren es über 70000 Besucher. Eine Besucherzahl, die für uns Europäer kaum greifbar ist. Und das nur für Plastikmodellbau!
Was noch zu erwähnen wäre ist: Es wird kein Eintrittsgeld erhoben. Die ganze Veranstaltung wird von den teilnehmenden Firmen finanziert, welche zum großen Teil auch in der Stadt ansässig sind.
Nachdem wir uns etwas in dem bunten Treiben aklimatisiert hatten, schwärmtem wir aus, um als erstes den Modellbau – Flohmarkt zu erstürmen.
Ich wollte meinen Augen nicht trauen, wie viele alte und interessante Bausätze dort angeboten wurden. Aber man musste schon auf die Preise achten, um den einen oder anderen Fang zu machen, denn die Japaner wissen auch, wass ihre alten Schätzchen wert sind.
Nach dem ersten Overflow von Eindrücken, machten wir uns auf den Weg, die vielen tausend ausgestellten Modelle anzuschauen und in der Nachbarhalle die vielen Neuheiten beim den Firmen unter die Lupe zu nehmen.
Da wurde ein Messetag so kurz, wie man es sich nicht vorstellen kann. Zusätzlich haben wir noch nach Messeschluss ein paar Läden in der Stadt aufgesucht. Die Öffnungszeiten sind ja sehr großzügig und man will ja nichts liegen lassen, wenn man schon mal vor Ort ist.
Auf jeden Fall war nach diesem Wochenende erst mal die Luft raus und vor den Augen ist immer wieder das Wörtchen „TILT“ aufgetaucht.
Und jetzt kommen für euch einige Bilder. Einen Kommentar spare ich mir, weil die Bilder für sich sprechen.
Es ist nur eine kleine Auswahl von den hunderten Bildern, die wir gemacht haben.
Und es kam, wie es kommen musste. Japan und Deutschland sind über den Modellbau zusammen gekommen. Ich hatte das Glück, ein paar nette japanische Truckmodellbauer kennen zu lernen. Sie waren sehr an den europäischen Trucks interessiert. So wurden dann kurzerhand die Modelle zusammen gestellt, um ein paar schöne Fotos zu machen.
Ich habe bis heute noch Kontakt zu meinen japanischen Freunden und wir werden in Zukunft zusammen Ausstellungen in Europa besuchen.
Dann gab es ja noch die Halle mit den Herstellern. Dort wurden wieder tolle Neuheiten präsentiert.
Am Ende der Messe haben wir mit einer Träne im Auge wieder unsere Modelle eingepackt und sagen " Auf Wiedersehen bis zu nächsten Mal ". Eine Einladung für die nächste Messe haben wir schon in der Tasche.
Montags reisten wir mit unserer Beute weiter nach Kyoto, in die ehemalige alte Kaiserstadt.
Dort besteht die Möglichkeit, sehr viele alte Sehenswürdigkeiten zu besichtigen. Außerdem hatten wir das Glück, einem Umzug von Personen in mittelalterlichen Gewändern beizuwohnen.
Wie auf den Bildern zu sehen ist, hatten wir mal wieder viel Glück mit dem Wetter. Es war zu der Zeit schon wieder sommerlich warm und bis auf zwei Tage nur tolles Wetter.
Tolle Sache, wenn man ein Hotel mit Dachterasse hat.
Einen Tag sind wir an die Westküste nach Komatsu gereist.
Dort haben wir ein wirklich sehenswertes Automobilmuseum; das Motor Car Museum of Japan; besucht.
Von dort ging es zum Ishikawa Aviation Plaza, einem schönen Flugzeugmuseum.
Das Highlight war der anschließende Besuch auf dem gegenüber liegenden Flughafen. Dort durften wir nachmittags durch Zufall die Trainingsflüge der japanischen Luftwaffe mit ihren F15J Kampfjets bestaunen.
Ein für alle gelungener Tag.
Nach einem Abstecher noch Hiroshima führte uns der Weg wieder zurück nach Tokyo, wo wir direkt gegenüber vom Bahnhof Shinagawa unser Hauptquartier bezogen.
Von hier aus starteten wir unsere weiteren Exkursionen und am Abreisetag mussten wir unsere zahlreichen Gepäckstücke nicht so weit schleppen.
Blick vom Hotelzimmer auf den Bahnhof bei Nacht.
An einem anderen Tag führte uns unsere Neugier an die Nordspitze der Hauptinsel; in die Stadt Aomori.
Wenn man mit einem der schnellsten Shinkansen; Dauerhöchstgeschwindigkeit 350 km/h; reist, kann man eine Entfernung von 713 km locker an einem Tag hin und zurück bewältigen.
Dort konnten sich unter anderem die Freunde von japanischen Fischerbooten viele Originale anschauen.
Die nächste Tour ging nach Präfektur Yokohama. Dieser Teil vom Tokyo liegt am direkt am Meer und hat dementsprechend einige maritime Sehenswürdigkeiten. Vom 69. Stockwerk im Landmark Tower hat man eine fantastische Aussicht in alle Himmelsrichtungen über die Stadt.
Ein ähnlicher Besuch ein paar Tage später auf dem Tokyo Tower; aber diesmal in der Nacht; bot uns einen noch imposanteren Eindruck der Stadt. Ein Lichtermeer, soweit man schaut und ein Gefühl, als ob einen die Stadt aufsaugen will. Einfach nur ergreifend.
Dann begannen die wichtigsten Tage eines Modellbauers in Tokyo.
Wir stürmten den Stadtteil Akihabara, wo die höchste Dichte von Modellbaugeschäften anzutreffen ist.
Abends waren die Füße dick und die Kreditkarten verglüht.
Apropo, der kulturelle Teil durfte natürlich nicht fehlen.
Zum Ende der Reise kam der Fluch des Kofferpackens, dem einige Mitglieder unserer Reisegruppe frönten.
Es kam, wie es kommen musste. Fast alle mussten noch schnell ein neues Gepäckstück kaufen, um alle erbeuteten Sachen nach Hause zu transportieren, obwohl zwischenzeitlich schon das ein oder andere Paket verschickt wurde.
Nur gut, dass die ANA soviel kostenfreies Gepäck mitnimmt.
Auch nach meinem inzwischen dritten Besuch in Japan habe ich mich immer noch nicht satt gesehen an diesem wunderschönen Land.
Sollten wir das Glück haben, in Zukunft wieder ohne Einschränkungen nach der Corona Zeit reisen zu können, wird Japan wieder ganz oben auf der Liste stehen.
In diesem Sinne, Sayonara.
Ulrich Kissmann